Engadin St. Moritz on Bike

Drei Tage Zeit, um in einer der wohl schönsten Alpenregionen aktiv Luft zu holen vom Alltag: in Engadin St. Moritz. Im Winter vor allem Dorado der Noblesse und Schickeria. Im Sommer: Nicht ganz so viele Reiche, die zur „Sommerfrische“ in ihre imposanten Luxusferienvillen hier am Ufer des St. Moritzer Sees oder in eines der teuren 5-Sterne-Hotels kommen. Aber viele Bergsportler. Und immer mehr Biker. Denn die Graubündner Region zwischen Zernez und Maloja hat sich zu einem wahren Paradies für erlebnishungrige Mountainbiker entwickelt. 400 Kilometer feinste Singletrails und markierte, gut gepflegte Routen warten hier auf die sportlichen Radler. Dazu die Kulisse des Piz Bernina, mit 4049 Metern einziger Viertausender der Ostalpen, des Piz Palü mit dem berühmten Bianco-Grat, unten im Tal die traumhaften Seen, schöner geht es ja kaum. 

Im Engadin starten die Touren dort, wo in anderen Regionen bereits die Gipfel erreicht sind, nämlich auf ca. 1.700 Metern Höhe. Was heißt, die Luft ist dünn und der Puls geht schnell hoch beim Biken. Deshalb ist es ganz gut, sich am ersten Tag nicht gleich zu viel vorzunehmen und ein bisschen zu akklimatisieren. Wer in dem riesigen Oberengadiner Bikeareal Orientierung oder Insidertipps braucht, nicht gerne allein unterwegs ist oder sich auch fahrtechnisch noch nicht ganz für hochalpine Singletrails gerüstet fühlt, für den empfiehlt sich die Unterstützung durch professionelle Guides. Das Team der „Engadin Bike Tours“ um ‚Chef’ Moritz Popp bietet hier in diesem Jahr noch bis 9. Oktober für jeden, egal ob Anfänger oder Profi, Senior oder Junior, das Richtige: Tagestouren in allen Schwierigkeitsgraden, Kurzausflüge, Fahrtechnik-Training sowie diverse mehrtätige Kurse und Camps. Highlight im Programm ist für Durchtrainierte die „Frischi Bike Safari“. Bei dieser Königstour bewältigen sportliche Biker hier ca. 5.000 Höhenmeter bergauf und bergab.

Nach ein bisschen Fahrtechnik vor dem Bikeshop der Bikeschule in Celerina, wo man sich auch hochwertige, bestens gepflegte Bikes ausleihen oder sein Bike nach der Tour bis zum nächsten Morgen zum Service geben kann, geht es hinauf mit der Gondelbahn Celerina-Marguns zu einer kleinen Tour im Corviglia-Gebiet. Ein schönes Angebot der Bergbahnen Engadin St. Moritz AG: Das Bergbahnticket ist hier mit der zweiten Übernachtung in über 90 Partnerhotels bei allen 13 Bergbahnen in Engadin St. Moritz inklusive. Lediglich für das Bike braucht man ein extra Ticket, das aber mit drei Franken pro Sektion oder elf Franken für ein Tagesticket auch erschwinglich ist. Ein paar Stürze bleiben bei den ersten Downhill-Versuchen auf den schönen, meist naturbelassenen Trails nicht aus, verlaufen aber relativ glimpflich. Die wenigen Anstiege, die heute auf dem Programm stehen, sind leicht machbar. Warm-Up für den nächsten Tag, wo mit der Tour Suvretta Loop, ein ganztägiges Highlight wartet. 

Wer sich auch hier nicht voll verausgaben will, kann sich einige Höhenmeter sparen und zum Aufstieg die Bergbahn bis hinauf nach Marguns nutzen. Allein die restlichen rund 200, relativ steilen Höhenmeter bis hinauf zur Bergstation Corviglia haben es in dieser Höhe in sich. Was oben dann wartet, ist genial: zuerst ein Traumpfad um den Piz Nair herum bis zum Suvrettapass. Hier beginnt der flowige Trail, der sich über knapp sechs Kilometer durch diese großartige Hochgebirgswanne des Val Suvrettas hinunterschlängelt und am Talende mit einer Einkehr im gemütlichen Restaurant Spinas ihren schönen Abschluss findet. 

Am dritten Tag sind die Beine dann doch ein bisschen müde und deshalb nicht allzu viele Höhenmeter gefragt. Eine schöne Tour für die Sinne, die auch rechts und links im Wald immer wieder nette Singletrails bietet: die Panoramaroute von Marguns über Celerina und Chantarella entlang der Seen nach St. Moritz, dann nach Silvaplana bis nach Sils oder sogar noch weiter bis nach Maloja. Schöner Stopp zur Stärkung: die Bäckerei Grond in Sils.

Hoteltipp: das All In One Hotel INN LODGE am Ortsrand von Celerina-St. Moritz. Ein sehr modernes Lifestyle-Hotel mit lässigem, unkompliziertem Flair, das vom Mehrbettlager bis zum Doppelzimmerapartment unterm Dach, in dem schon Prinz Albert genächtigt hat, alles zu bieten hat, was Biker brauchen: draußen eine Bike-Reinigungsstation, drinnen einen Bikeraum, Waschmaschinen, Trockner u.v.m.

Text und Fotos: Petra Rapp