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Antonia (links) im Einsatz am Berg |
Antonia steht seit Dezember fast jedes Wochenende in einem der derzeit hochfrequentierten Gebiete im Mangfallgebirge in den Bayerischen Voralpen. Sie versucht, die Erholungssuchenden dort mit Rat und Tat statt mit Beschimpfungen und drohenden Belehrungen auf den richtigen Weg zu bringen. Antonia ist eine von insgesamt 40 Rangern*innen, die ein Ranger-Projekt der
Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS), das in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge konzipiert wurde (siehe
Blogbericht), am Berg umsetzen. Wir haben uns mit Antonia über ihre Arbeit am Berg unterhalten.
Du bist seit Dezember regelmäßig an Wochenenden im
Mangfallgebirge als Rangerin unterwegs. Was sind Deine Aufgaben?
Antonia: Wir Ranger wollen Bergsportler*innen auf die
sensible Tierwelt und die Existenz von Wild- und Wald-Schongebieten in den Bergen
aufmerksam machen. Wir wollen Hintergründe erklären, Tipps und Tricks geben, wie man Schongebiete
schnell und einfach in die Tourenplanung miteinbezieht und alternative Routen
empfehlen.
Wie bist Du dazu gekommen?
Antonia: Ich bin hauptberuflich seit Oktober 2020 als
Klimaschutzmanagerin am Landratsamt Miesbach tätig. Klimaschutz ist ebenfalls im
Fachbereich Umwelt und Naturschutz angesiedelt. Dort habe ich den
Gebietsbetreuer Florian Bossert kennengelernt. Um unsere fragilen Ökosysteme
nachhaltig zu schützen, ist es wichtig, dass wir alle zusammenarbeiten. Deshalb
war es mir eine große Freude, zusätzlich bei diesem Projekt mitzuarbeiten.
Welche Voraussetzungen muss man als Ranger*in mitbringen?
Antonia: Man sollte sein Einsatzgebiet gut kennen und Schongebiete zeigen sowie Routen empfehlen können. Eine präzise Ausdrucksweise ist sicher auch hilfreich. Man hat in der Regel maximal fünf Minuten Zeit, den
Leuten möglichst viel Info auf den Weg mitzugeben, bevor sie anfangen zu
frieren. Es ist ja kalt um die Jahreszeit. Ein gewisses Hintergrundwissen ist wichtig, um
Fragen beantworten zu können. Auch sollte man körperlich für die diversen Einsatzorte in Gipfelnähe fit sein, Kälte aushalten können und eine gewisses Maß an Frustrationstoleranz mitbringen, denn nicht alle Gesprächspartner am Berg sind immer kooperativ und reagieren aus verschiedenen Gründen ablehnend.
Welche Gründe wären das zum Beispiel?
Antonia: Ablehnung habe ich unter anderem erlebt, weil Besucher in diesem Tagen das Gefühl haben, überhaupt nichts mehr zu dürfen oder weil sie mit dem Leinengebot für Hunde in den Bergen nicht einverstanden sind.
An welchen Bergen im Mangfallgebirge warst Du schon überall im Einsatz?
Antonia: Ich war bisher in den Regionen Wendelstein/Sudelfeld, Taubenstein/Lämpersberg und Jägerkamp/Tanzeck. Wir haben in der Regel keine fixen
Standorte. Wir sind dort, wo gerade am meisten Menschen sind oder man am ehesten
gebraucht wird, zum Beispiel in der Nähe von Schongebieten.
Wo hattest Du am meisten zu tun?
Antonia: In der Region Wendelstein/Sudelfeld. Da war ziemlich viel los, was wahrscheinlich am Wetter und der Schneelage lag. Am Lämpersberg wird es erst mit mehr Schnee interessant, wenn die Rotwandreibn für die Skitourengeher interessant ist. Am Jägerkamp war bei meinem Einsatz das Wetter sehr mäßig und deshalb nicht viel los.
Wie reagieren die Menschen am Berg auf Dich? Musst Du eher
auf sie zugehen oder kommen sie auch auf Dich zu?
Antonia: Wir sprechen die Menschen eher
aktiv an, ob sie ein paar Minuten Zeit haben. Ohne Ansprache laufen die meisten
an uns vorbei. Insgesamt sind die Reaktionen aber überwiegend positiv. Viele wissen bisher nicht, dass es Schongebiete gibt
und gehen deshalb unwissend rein. Oft haben sie nur Schilder unterwegs gesehen.
Sie freuen sich sehr, mehr darüber zu erfahren und nehmen alternative
Routenempfehlungen gerne an. Einige hören geduldig, aber eher mäßig interessiert
zu und sehr wenige reagieren ablehnend, wie vorher schon gesagt.
Besondere Erlebnisse?
Antonia: Ja, ein sehr schönes: Am ersten Einsatztag am
Taubenstein habe ich von meinem Standort aus einen Birkhahn gesehen. Der hat mir damit gleich gezeigt, dass ich hier richtig bin und sein Gebiet schützen soll.
Was ist Dir persönlich wichtig, den Menschen am Berg
mitzugeben?
Antonia: Die Berge sind ein magischer Ort, auch für mich persönlich. „The mountains are calling“ - den Ruf hören immer mehr und wir müssen uns bewusst sein, dass wir dort alle die gleiche Daseinsberechtigung haben.
Trotzdem, oder genau deshalb wünsche ich mir, dass wir alle manchmal
Kompromisse eingehen, Rücksicht auf Natur und Tiere nehmen und uns so dieses
einzigartige Ökosystem erhalten bleibt.
Danke Dir für das Gespräch und noch viel Erfolg und gute Kooperation bei Deiner Arbeit am Berg!
Interview: Petra Rapp, Fotos: ATS
ZUR PERSON:
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Antonia Rüede-Passul |
Antonia Rüede-Passul (28) fühlt sich in der Natur zuhause. Im Sommer verbindet sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Slackline-Profi
Lukas Irmler, Felsnadeln mit Highlines und im Winter sucht sie auf Ski die einsamen Ecken der Berge. Ihre Leidenschaft sind Bergsportarten, die keine Infrastruktur benötigen und keine Spuren hinterlassen. Um die Gletscher, Korallenriffe, Regenwälder und die Berge zu erhalten, ist sie nicht nur privat, sondern auch beruflich daran interessiert, zu handeln. Antonia hat an der Universität Hohenheim den Bachelor in Lebensmittelwissenschaften und Biotechnologie absolviert, bevor sie anschließend den Master in Life Science Economics & Policy an der Technischen Universität München in Freising machte. Seit Oktober 2020 treibt sie als Klimaschutzmanagerin den Klimaschutz im Landkreis Miesbach voran.