Tour: Ellmauer Halt (2344 m), Wilder Kaiser

20. November. Sonne pur. Kein Wind. Und vom Inversionsnebel der letzten Tage auch im Inntal nichts zu sehen. Ein idealer Tag, um noch einmal in diesem trockenen, viel zu warmen Herbst hohe Ziele in den nahen Bergen anzupeilen. Diesmal ganz hohe. Den Gipfel der Gipfel im Kaisergebirge: die Ellmauer Halt (2344 Meter) im Wilden Kaiser, Tirol.

"Die Halt ist nicht so gach. Helm schon, aber Klettersteigset braucht ihr nicht", hieß es. Nun gut, es ist immer alles relativ. Den Weg von der Wochenbrunner Alm (1085 m) hinauf zur Gruttenhütte haben wir bei unserer Tour Ende Oktober über den Jubiläumsteig, zum Ellmauer Tor und dann zur Hinteren Goinger Halt (2192 m) schon kennengelernt. Diesmal biegen wir oberhalb der Hütte links ab Richtung Gamsanger/Ellmauer Halt. Gefühlte 20 Grad, eine Schicht nach der anderen wird ausgezogen. Fast schon T-Shirt-Wetter. 

Weiter oben führt der gut markierte Weg über ein großes Schuttkar zum Einstieg des Gamsangersteiges. Schrofenkletterei, zum Teil mit Drahtseilen gesichert. Links geht es zum Teil ganz schön runter. Erster Test der Schwindelfreiheit. Dann der Einstieg zur Jägerwand, einer mit unzähligen Tritthilfen gespickten, senkrechten Mauer. Über die Steigbügel geht es am Drahtseil immer an der Wand entlang (A/B) bergauf. Schon eine mittlere Mutprobe für nicht allzu klettererprobte Bergsportler ohne Klettersteigset. 

Es folgen weitere ungesicherte Kletter- und Klettersteigpassagen (A/B). Tja, wenn ich hinauf will auf den Gipfel, muss ich da jetzt durch und an der Stelle umdrehen ist auch ziemlich prekär. Nun gut, weiter Schritt für Schritt mit voller Konzentration. Ängste ausblenden. Es wird noch steiler  und wir stehen vor einer senkrechten Wand, die links durch eine Schlucht und rechts herum über Tritthilfen und Drahtseilsicherung zu bewältigen ist. Wir steigen rechts herum hinauf. Tritt für Tritt, nur nicht hinunterschauen. Von oben sind Freudenjodler zu hören. Der Gipfel kann nicht mehr weit sein. Oben am Ausstieg wird der weitere Aufstieg etwas entspannter. Und die Motivation noch einmal ganz groß, als endlich das Gipfelkreuz in Sicht ist. 

Vorbei an der Babenstuber Hütte, einem kleinen Notbiwak unterhalb des Gipfels, führt eine kurze Klettersteigpassage nach oben auf den Gipfel der Ellmauer Halt. Nach 2.45 Stunden haben wir es geschafft. Stolz und schon auch ein bisschen müde. Es sind schon ein paar Leute oben an diesem wunderschönen Sonntag, auch einige hungrige Bergdohlen und eine ziemlich große Maus, die unsere Tiroler Gipfelnachbarin fast zu Tode erschreckt. Der Ausblick über die gesamte Alpenkette ist gigantisch. Vor uns im Süden der Treffauer (2304 m), den wir vor gut zwei Wochen bestiegen haben. Dahinter Zillertaler, Stubaier und und und...

Einmal mehr ein fast schon kitschiges Bilderbuchpanorama, in das man sich stundenlang verlieren könnte, wenn man diesen langen Weg hinauf nicht wieder zu Fuß hinunter müsste. Der Abstieg geht besser als gedacht, nur die Jägerwand war ein bisschen heikel. Nach sechs Stunden Gesamtgehzeit mit Pausen und 1259 Höhenmetern hinauf und wieder runter sind wir wieder unten an der Wochenbrunner Alm. Ein phantastischer Abschluss einer für mich bisher einmaligen Bergsaison. Petra Rapp

Weitere Bilder von der Tour gibt es unter diesem Link.