Ausprobiert: Mountainbiken mit elektrischer Zusatzpower

Foto: Petra Rapp
E-Bikes haben sich im Alltag etabliert. 605.000 E-Bikes wurden allein in der Fahrradsaison 2016 verkauft – ein Zuwachs von 13 Prozent zu 2015. Nicht nur auf dem Asphalt und in der Ebene, auch am Berg sind immer mehr mit elektrischem Rückenwind unterwegs. Mit E-Mountainbiken wird das Geländefahren neu definiert und zu einem eigenen Sport. Rennserien oder auch spezialisierte E-MTB-Strecken in Bikeparks sind im Entstehen. 

Vergangenes Wochenende war es dann bei unserer Autorin soweit: ihre erste E-MTB-Tour beim Flow Valley-Opening in Bernau am Chiemsee. 

Mir ist nicht groß nach Schnappatmung an dem Tag - und darauf würde es hinauslaufen, wenn ich mich mit den Jungs auf MTB-Tour begebe. Sollten die sich mal unter sich auspowern, während ich mich auf eines dieser hochtechnischen E-Gefährte schwinge. Schließlich kann man sich ja dem Trend nicht verschließen und muss es zumindest mal ausprobieren. Auch, wenn man sich ziemlich mies fühlt und jetzt der "A...." ist, der lässig-locker an den schwitzenden und schnaufenden Radlern vorbeizieht, die sich nur mit eigener Muskelkraft den Berg hochplagen. Schwitzen und plagen will ich mich eigentlich schon auch beim Sporteln, aber es ist ja vielleicht doch auch irgendwann meine Zweirad-Zukunft, wenn ich mit dem Rest der Familie noch mithalten oder mein Körper nicht mehr so wie ich will.

Das Bike: das Powerfly 9 LT Plus von Trek. Es kostet satte 5.599,-- €, ist aber ein Fullsuspension-E-Mountainbike vom Feinsten und gemacht für ambitionierte Trailbiker. Eigentlich zuviel des Guten, weil so ambitioniert und technisch anspruchsvoll muss es für mich gar nicht sein. Ich hab' es lieber flowig statt steil und steinig, lieber heile Knochen statt "no risk, no fun", weil schon zu oft verletzt gewesen. Aber es macht verdammt viel Spaß damit. Gleich von Anfang an fühle ich mich sehr wohl darauf, die Geometrie passt, alles ist eigentlich ganz leicht zu verstehen und zu bedienen. Das Bosch Purion Display ist übersichtlich und die drei unterschiedlichen Unterstützungsstufen lassen sich per Knopfdruck gut einstellen, ohne dass man die Hand vom Lenker nehmen muss. 

Foto Petra Rapp
Der Bosch Performance CX-Motor mit dem 500-Wh-Akku surrt relativ leise vor sich hin und stört in keinster Weise. Mit dem Bike wird bergauf auch in schwierigem Gelände zum Kinderspiel - unfassbar, wie einfach man damit die Höhenmeter wegschlucken kann und wie ausgeruht man oben ankommt. Den Akku sollte man dabei aber schon immer im Auge haben, den je intensiver die Unterstützungsstufe und je höher das eigene Körpergewicht, umso mehr Strom wird verbraucht. Robbie, unser Guide, hat da schon so seine Erfahrungen gemacht, erzählt er.

Bergab im ziemlich matschigen, oben nicht ganz anspruchslosen Trail durch den Wald, steige ich anfangs lieber ab, will mich und das Bike nicht ruinieren. Trotz gut 22 Kilo Bikegewicht lässt es sich aber ziemlich leicht manövrieren. Ich fühle mich sehr sicher damit, so dass ich weiter unten mutiger werde und mich als relativer Trail-Laie Passagen fahren traue, die ich mich bisher nicht getraut hätte. Unten angekommen, ist die ganze Gruppe ziemlich euphorisch und bei jedem der Akkustand noch so gut, dass wir gleich noch einmal losstarten und die Runde ein zweites Mal drehen. 

Fazit: Ja, es macht tatsächlich richtig Spaß mit Rückenwind am Berg zu radeln, vor allem mit einem technisch so hochwertigen und deshalb auch verlässlichen E-MTB wie dem Powerfly 9 LT Plus von Trek. Der Kilometer- und Höhenmeter-Radius wird damit deutlich größer, die E-Vorurteile dafür jetzt nach der Testfahrt weniger. Das wird wohl unbestritten die Zukunft sein, aber der Preis für ein wirklich gutes E-MTB ist mir persönlich noch zu hoch. Zudem wird sich in Sachen Gewicht und Technologie sicher in den nächsten Jahren bei den E-MTBs noch einiges tun und richtig schwitzen will ich schließlich auch noch ein bisschen. Klar kann man die Unterstützung beim Ebike entsprechend runterfahren und sich damit ebenso auspowern, aber wer macht das schon, wenn er die Wahl hat. Petra Rapp