Leicht, weich und trotzdem schnell - Neueste Trends in der Laufschuhforschung setzen auf Komfort und Individualität

Foto Peak Performance

Der Frühling ist da und mit ihm frischer Schwung, auch mal wieder die Laufschuhe zu schnüren. Wer mit dem Gedanken spielt, dies in neuen Laufschuhen zu tun, hat die Qual der Wahl: An die 40 Laufschuhhersteller bieten derzeit allein in Deutschland hunderte verschiedener Modelle in unterschiedlichsten Kategorien an. Neutrallaufschuhe, Barfußlaufschuhe, pronationsgestütze Schuhe, Wettkampf- oder Trailrunningschuhe - den individuell richtigen Laufschuh zu finden, ist allerdings eine Wissenschaft für sich. Auch, weil sich die Erkenntnisse derselben, was auch wirklich gut und gesund für Laufsportler sein soll, ständig ändern. Das hat sich auch auf einem großen Laufschuhsymposium Anfang des Jahres in München gezeigt, wo die neuesten Trends und Entwicklungen zum Thema Laufschuhe vorgestellt und diskutiert wurden. 

Laufschuhe zur Bewegungskontrolle sind von gestern

Prof. Nigg

Der international anerkannte Schweizer Biomechanik-Papst Professor Benno Nigg hat dort seine neueste Studie zum Thema „Läuferverletzungen – Welche Rolle spielen die Laufschuhe?“ vorgestellt. Er erklärt darin der bisherigen Kategorisierung von Laufschuhen, die sich überwiegend auf das Aufsatz- und Abrollverhalten des Fußes und seinen Pronationswinkel bezieht, eine klare Absage. Professor Nigg, der zuerst an der ETH Zürich und dann im eigenen Forschungslabor an der Universität Calgary in Kanada über 40 Jahre die Entwicklung von Laufschuhen verfolgt und begleitet hat, sagt: „Die Idee, dass ein Laufschuh falsche Bewegungsmuster korrigieren muss, hat sich nicht bestätigt.“ Laufschuhe, die stützen, führen und universell dämpfen, sind folglich von gestern. Der richtige Laufschuh ist laut Nigg derjenige, der die bevorzugte Laufbewegung des Läufers nicht in eine Richtung zwingt, sondern ihr folgt. „Bei der Auswahl hilft das sensibelste Messinstrument der Welt, der menschliche Körper, denn die körpereigene Sensorik ist präziser als jedes Videosystem“, so Nigg. Sein Fazit: der als am komfortabelsten empfundene Schuh passt auch am besten zur individuellen Laufbewegung. Freiheit für die Füße also, spricht dies nicht für die Barfußschuhe? „Nein“, sagt Prof. Benno Nigg, „auf Schuhe kann nicht verzichtet werden, denn sie haben durchaus eine wichtige Rolle bei der Verletzungsprävention.“

Komfort durch funktionelle Dämpfung

Neben Bewegungsfreiheit habe laut Niggs Forschungen auch eine funktionelle, lokale Dämpfung eine positive Auswirkung auf den Komfort beim Laufen. In diesem Gebiet werde momentan geforscht. Die junge Schweizer Laufschuhmarke „On“ leistet hier mit einer neuartigen Laufsohle bereits einen wichtigen Beitrag. Die On-Laufschuhe, mit dem Ispo Gold Award ausgezeichnet, verzichten auf Stützen oder eine steife Sohle, die den Läufer in eine Richtung zwingen. Hohlelemente an der Sohle reagieren auf die individuelle Laufbewegung, einzeln oder zusammen genau dann und dort wo Dämpfung nötig ist. So erlauben sie jedem Läufer auf seine natürliche Art zu laufen, ganz gleich ob er zu Pronation oder Supination neigt, Vorfuß-, Mittelfuß- oder Fersenläufer ist. Dies wird laut Forschungen bei Hobby- wie Spitzenläufern schon beim ersten Schritt als sehr komfortabel erlebt: leicht, weich und trotzdem schnell. Auch Dr. Gert-Peter Brüggemann, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln, sieht die Entwicklung aufgrund seiner Forschungen ähnlich und löst sich von dem Gedanken, den Fuß bei der Abrollbewegung kontrollieren zu wollen. Er arbeitet derzeit mit dem Schuhhersteller Brooks an einem neuen Laufschuh-Konzept. Schuhe, die die Belastung ebenfalls nicht mehr korrigieren, sondern optimieren und der Tatsache Rechnung tragen sollen, dass jeder Läufer einen individuellen Bewegungsablauf hat. 

Produkttipp: Ausgezeichnete Laufschuhtechnologie

Der Leichtgewicht-Laufschuh „Cloud“ der jungen Schweizer Sportmarke On wurde von der Sportartikelmesse ISPO zum besten Laufschuh für die Saison 2015 gekürt. Das Modell wiegt knapp unter 200 Gramm. Eine patentierte Technologie sorgt dafür, dass der Schuh eine weiche Landung mit einem explosiven Abstoß verbindet. Urs Weber von der Fachzeitschrift Runner’s World und Mitglied der ISPO AWARD Jury: "Der Cloud ist für Läufer und alle anderen Ausdauersportler interessant. Es handelt sich um einen leichten Trainingsschuh, der dank der speziellen Zwischen- und Außensohlenkonstruktion eine bequeme Dämpfung bietet. Das elegante Obermaterial ist sehr atmungsaktiv und – für einen Laufschuh – ein echtes Designstatement.“ Auch Elite-Athleten wie die Schweizer Olympia-Siegerin Nicola Spirig sind von dieser Kombination bereits überzeugt. Sie gewinnt in dem neuartigen Schuhmodell bereits internationale Wettkämpfe und wird darin auch auf die Olympiade 2016 in Rio trainieren. UVP 129,95 €, www.on-running.com

Petra Rapp