Heldengefühle - Die Sellaronda ist auch mit dem Mountainbike ein faszinierendes Erlebnis

Das Sellaronda Hero MTB-Rennen gilt als eines der härtesten Rennen der Welt. Der Kolumbianer Leonardo Paez und die Deutsche Elisabeth Brandau haben bei strahlendem Sonnenschein im Juni die fünfte Ausgabe dieses landschaftlich wohl einmaligen Rennens gewonnen, bei dem in diesem Jahr über 4014 Teilnehmer aus 40 Nationen, darunter viele Profis, teilgenommen haben. Das Langstreckenrennen in den Dolomiten zählte gleichzeitig zu den UCI Marathon World Series. Die Marathonstrecken führten über 84 km/4300 hm bei den Herren und 62 km/3.300 hm bei den Damen. 2015 wird auf den Strecken des Sellaronda HERO di UCI Marathon Weltmeisterschaft ausgetragen. Wer will, kann die Strecken ganz oder zum Teil nachradeln. Wir haben es ausprobiert.

Auf den Spuren der Profis
Unfassbare 4.45.07 Stunden hat Leonardo Paez, der das Rennen bereits zum dritten Mal in Folge für sich entschied, für die 84 Kilometer bis ins Ziel zurück nach Wolkenstein gebraucht, wo unsere kleine Gruppe Freizeitbiker ebenfalls mit ihren Bikes steht. Müde, von oben bis unten ziemlich eingesaut von tückischen Schlammlöchern, durchgerüttelt von den vielen, zum Teil sehr anspruchsvollen Trails, die ebenso wie die Abfahrten auf den steilen Schotterwegen viel Kraft und Konzentration gefordert haben. Aber wir alle sind schwer beeindruckt von dem Tag und ziemlich glücklich. Ein bisschen fühlt man sich schon wie die Heros vom Vortag. Auch, wenn das ganze Abenteuer bei uns einige Stunden mehr gedauert hat wie bei Paez. Und das, obwohl wir uns viele Höhenmeter bergauf durch Seilbahnunterstützung erspart haben und so nur rund 1300 Höhenmeter bergauf und eine Strecke von 58 Kilometer geradelt sind. Nun gut, Profis sind Profis und die lukullischen Genüsse an der schönen Comici-Hütte (2153m) als krönenden Abschluss der Tour vor der letzten Abfahrt hinunter nach Wolkenstein wollte sich unsere Gruppe auch nicht entgehen lassen. 

Neue, MTB-freundliche Liftanlagen
Die meisten kennen die Sellaronda als schöne Ski-Rundtour im Winter, doch jetzt genießen auch immer mehr Mountainbiker diese legendäre Tour im Herzen des UNESCO Weltnaturerbes Dolomiten, der laut Reinhold Messner „wohl schönsten Berge der Welt“. Dass man die Sellaronda auch als trainierter Freizeitbiker schafft, dafür sorgen neue, sehr bikerfreundliche Seilbahnen wie die Dantercepies Kabinenbahn von Leitner Ropeways hinauf zum Grödnerjoch. Darin haben locker drei Personen samt ihrer Bikes Platz (10 Personen ohne Bikes). Dank der großen Panoramafenster kann man sich schon einmal mit schönen Aussichten auf die Langkofelgruppe, die Kleine und Große Cirspitze und mehr auf das optische Dolomiten-Erlebnis einstimmen und so steile, extrem anstrengende Passagen umgehen, die einen ansonsten schon frühzeitig blau laufen lassen und das ganze Abenteuer dann eher zur Qual- als zur Genusstour würde. Die vielen gigantischen Ausblicke wie beispielsweise auf das Mittagstal, den Sellastock oder der vom Porta Vescovo (2.478m) auf die Marmolada lassen sich wohl nur wirklich genießen, wenn man zwischendurch die Seilbahn hinauf nimmt und nicht ständig mit Puls am Anschlag und deshalb getrübten Sinnen durch diese einmalige Bergwelt radelt. 

Die weltberühmte Traumroute mit den Pässen Grödner Joch, Sellajoch, Pordoijoch und Campolongo Pass gehört zu den Touren, die man sich als ambitionierter Mountainbiker auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Sie kann mit und gegen den Uhrzeigersinn gefahren werden. Startpunkte sind dabei die Talorte Wolkenstein, Corvara, Araba, Canazei oder Campanello. Wer im Uhrzeigersinn unterwegs ist, absolviert 58 Kilometer und kann hier je nach Tagesform und Lust bis zu sechs Aufstiegshilfen nutzen. Von den 3.750 Höhenmetern sind dann nur etwa 450 mit dem Bike zu bewältigen. Bei der Variante gegen den Uhrzeigersinn fährt der Biker etwa 55 Kilometer und hat ungefähr 3.100 Höhenmeter vor sich, von denen er rund 950 Höhenmeter ohne Seilbahnunterstützung erklimmen muss. 

Wer nicht selbst ständig auf Karte oder GPS-Gerät schauen will, wo es lang geht oder sich einfach auf der langen Tour mit den vielen Abfahrten sicherer und gut betreut fühlen will, falls man doch einmal über den Lenker absteigt oder eine Panne hat, für den empfiehlt sich ein Tourguide. Eine gebuchte Sellaronda-MTB-Tour kostet pro Person 75 Euro inklusive Ticket für die Bergbahnen. Lohnt sich! 

Petra Rapp



INFOS:

SELLARONDA MTB TRACK TOUR (www.sellarondatour.com ) TOURDATEN:
TOUR im Uhrzeigersinn: 58 km, 3.750 Höhenmeter (netto: 450 Hm)
TOUR gg. Uhrzeigersinn: 53/56 km, 3.250 / 3.150 Höhenmeter
(netto: 900 / 1.000 Hm)

Geführte Touren: 
Kosten 75,00 € pro Person inklusive Bikepass-Tageskarte (mindestens 4 Personen); 
Dauer von 8.30 Uhr bis ca. 17 Uhr; 
Zeitraum vom 22. Juni bis 21. September 2014
Kontakt: u.a. Dolomiti Adventures, Selva-Wolkenstein, Val Gardena, Tel. +39-0471/770905, www.dolomiti-adventures.com; Dolomite Biking, Alta Badia, Tel +39-345/8430374, www.dolomitebiking.com; Limitt Bike Service, Arabba, Tel +39-347/6935531, www.arabbabike.com; Sport Check Point, Val di Fassa, Tel. +39-340/1147382

Einkehrmöglichkeiten:
I Tabla, San Cassiano, www.ladinia.it; Pralongia, Corvara, www.pralongia.it; Emilio Comici, Selva, www.rifugiocomici.com; Rifugio Salei, Passo Sella, www.rifugiosalei.it