Naheliegend: Von der Haustür bis zum Wendelsteingipfel

Foto: Rapp
Manche Dinge nimmt man sich seit Ewigkeiten vor. Doch es kommt immer wieder etwas dazwischen, anderes steht im Vordergrund und oft denkt man einfach nicht dran. Läuft ja nicht weg, der Berg! Heute hat es endlich geklappt, mit der Tour, die so nahe liegt und für jeden Einheimischen eigentlich Pflicht ist: von der Haustür in Brannenburg bis hinauf zum Gipfel des Wendelsteins (1838 Meter). Wunderschöne, weil sehr abwechslungsreiche 1320 Höhenmeter, heute bei Traumwetter.

Im Winter ist jeder Hang bestens vertraut, schon so oft befahren, nahezu alle Varianten, bei jedem Wetter und bei allen erdenklichen Schneeverhältnissen. Der Hausberg halt. Im Sommer aber noch nie über die Mitteralm hinausgekommen. Warum eigentlich?

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Der Weg führt vom Tal hinauf über St. Margarethen. Ein kurzer Abstecher hinein zum Friedhof am schönen Kircherl mit dem Hausgrab der von Heiselers, das unter anderem auch in Marcus H. Rosenmüllers erfolgreicher Komödie „Wer früher stirbt ist länger tot“ als Filmkulisse diente. So viel Geschichte, so viele Persönlichkeiten liegen hier. Gestern vor zehn Jahren starb Gertrud von Heiseler. Schöne Erinnerung an sieben sehr wertvolle, bereichernde, gemeinsam gelebte Jahre in Haus Vorderleiten werden wach.

Weiter geht es in Richtung Ponyhof, kurz davor dann rechts hinauf den langen, schattigen Ziehweg mit seinen vielen Bächen, entlang der Gleise der Zahnradbahn bis Aipl (980 Meter). Zur Mitteralm (1.200 Meter) kann man ab Aipl entweder rechts den so genannten „Schinter“ nehmen, eine relativ steile, sehr schottrige Forststraße, die voll in der Sonne liegt. Heute ist der Weg links herum über den Steig durch den schattigen Wald wesentlich angenehmer. Kurze Brotzeit- und Trinkpause an der Mitteralm. Dann weiter entweder über den ausgeschriebenen Weg rechts in Richtung Reindler Alm oder oberhalb der Mitteralm weiter links durch den schönen, flach ansteigenden Waldpfad, der weiter oben wieder in den offiziellen Weg mündet. 

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Kurz vor der Reindler Alm geht es links hinauf Richtung Reindler-Scharte. Ein erster genialer Blick ins Tal tut sich auf, während oben die Zahnradbahn den steilen Osthang entlang durch die Tunnel fährt und immer wieder als gelber Fleck an der Felswand auftaucht. Der Weg wird steiler, alpiner. Trotz Sonntag und Ferienzeit ist bisher erstaunlich wenig los. Der offizielle Weg geht oben durch die Zahnradbahntrasse weiter über den Hotelhang und das Wendelsteinkircherl. 

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Eine etwas steilere, aber kürzere Alternative führt rechts entlang der Gleise direkt hinauf zum Gipfelweg. Hier ist es dann schlagartig vorbei mit der alpinen Ruhe. War zu erwarten an so einem schönen Wochenendtag. Die letzten Höhenmeter hinauf zur Wetterstation samt Gipfelkircherl heißt es, Geduld haben und sich einreihen. Sind dann doch Einige, die von der Seilbahn und Zahnradbahn kommen und hinaufströmen zum Kurzspaziergang von der Bergstation gen Gipfel. Egal, der Weg ist das Ziel und der Gipfel nicht mehr weit. 

Nach nicht ganz drei Stunden wird der Aufstieg belohnt mit einem genialen Fernblick auf das gesamte Alpenpanorama auf der einen Seite wie auf das gesamte Chiemgau samt Simssee und Chiemsee auf der anderen. Wer übrigens seine Gelenke schonen und sich den langen Abstieg sparen will, steigt oben in die Zahnradbahn und lässt sich wieder gemütlich nach Brannenburg hinunterfahren. Bei 17 Euro pro Person für eine Talfahrt allerdings kein ganz billiges Vergnügen. Petra Rapp

Infos: www.wendelsteinbahn.de,