Bouldern gegen Depressionen in Rosenheim

Bouldern gegen Depressionen - dieses innovative Angebot gibt es ab jetzt neu in Rosenheim in der Boulderhalle Stuntwerk. Kurstart ist am 19.11.2021. In acht Kurseinheiten erarbeiten die Teilnehmer*innen unter Anleitung spielerisch und in Verbindung mit Elementen der Achtsamkeitslehre Strategien zur Stressbewältigung und Emotionsregulation an der Boulderwand. Alle, die sich in einer depressiven Episode oder in einem Burn-Out befinden, aber auch Menschen, die präventiv etwas für ihre mentale Gesundheit tun möchten, können an dem Boulderkurs im Stuntwerk Rosenheim teilnehmen. Informationen zum Kurs und zur Anmeldung gibt es unter www.kletternundtherapie.de.

Die unterschätzte Diagnose Depression ist Untersuchungen zufolge seit der Corona-Pandemie verstärkt auf dem Vormarsch und Therapieplätze werden knapper. Zwei junge, einheimische Klettertrainerinnnen bieten eine alternative Therapieform "Bouldern gegen Depression" nun auch in Rosenheim an. Diese Innovation kombiniert Klettern mit Elementen der Achtsamkeitslehre, welche das Uniklinikum Erlangen in ihren Studien als signifikant hilfreich für Menschen mit depressiven Symptomen belegt.„Nach meinem Burn-Out hat mir die Bouldertherapie enorm geholfen, zurück in die Balance zu kommen und meine Grenzen besser zu schützen. Dabei hat es sich weniger nach Therapie angefühlt und mehr nach einem spielerischen und leichten Training in der Gruppe“, berichtet ein ehemaliger Teilnehmer, der anonym bleiben möchte.

Die Pandemie hat die psychischen Belastungen verschärft.

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit gehören depressive Störungen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung.

Die Corona-Maßnahmen haben die Prävalenz einer depressiven Erkrankung erhöht, während sich die Versorgungslage verschlechterte. Dr. Jens Baas, Vorstandvorsitzender der Techniker Krankenkasse, zeigt sich im TK Gesundheitsreport 2021 besorgt im Hinblick auf die steigenden Zahlen der psychischen Erkrankungen: „Es zeigt sich, dass die psychosoziale Belastung der Menschen über den langen Zeitraum des Lockdowns stark zugenommen hat. Vor allem durch fehlende Möglichkeiten, die "Akkus wieder aufzuladen", bei gleichzeitig anhaltendem Stress. Besonders berufstätige Eltern mit Kindern im Haushalt sind davon betroffen.“

Bereits vor der Pandemie entfiel rund ein Drittel der Fehlzeiten bei der Arbeit auf Depressionen.

Die Deutsche Depressionshilfe fordert daher bei zukünftigen Corona-Maßnahmen negative Folgen auf die Psyche stärker zu berücksichtigen. In ihrem Deutschland Barometer Depression 2021 berichten sie, dass sich bei der Hälfte der Patient*innen während des Lockdowns die Depression verschlechtert hat, mehr als jeder fünfte Patient gar keinen Behandlungstermin bekommt und auch die Allgemeinbevölkerung so belastet wie nie zuvor ist. „Unser Ziel ist es, Betroffenen mit einem leicht zugänglichen und lösungsorientierten Angebot zu helfen und dabei zu einer Enttabuisierung der Erkrankung beizutragen. Die Teilnehmer*innen spüren durch das Bouldern ihren Körper wieder, werden stressresistenter und erleben ein neues Selbstwirksamkeitsgefühl“ so Larissa Kranisch, Mitgründerin und Trainerin der Kurse Bouldern gegen Depression.

Uniklinikum Erlangen bestätigt Wirksamkeit von Bouldern gegen Depression.

Über eineinhalb Jahre erforschte das Uniklinikum Erlangen in einer Multicenter Studie die Wirksamkeit einer manualisierten Bouldertherapie im Vergleich zu einem Fitnessprogramm und der kognitiven Gesprächstherapie bei Patienten mit Depressionen. Die 2020 veröffentlichten Studienergebnisse zeigen eine signifikante und nachhaltige Verbesserung der depressiven Symptome bei den Studienteilnehmer*innen. Das Forscherteam resümiert, dass Bouldern gegen Depression weit besser wirkt als ein Fitnessprogramm und mindestens genauso gut wie die kognitive Gesprächstherapie.

Des Weiteren freut sich das Projekt, nun Teil des neu gegründeten "Chiemseer Bündnis gegen Depression" zu sein. Ziel des Bündnisses ist es mit einem breiten Netzwerk, Aufklärung und Informationen über regionale therapeutische Angebote dazu beizutragen, die Versorgung für Menschen mit Depressionen im regionalen Setting zu verbessern. pr

Fotos: Miriam Mayer

Weiterführende Links:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-barometer-depression/id-2021

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression.html

https://de.statista.com/themen/161/burnout-syndrom/

https://www.tk.de/resource/blob/2110096/11c10b8be736a0f2b70e40c01cadba63/tk-gesundheitsreport-2021-data.pdf

https://www.psychiatrie.uk-erlangen.de/med-psychologie-soziologie/kus-klettern-und-stimmung/veroeffentlichungen/

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/regionale-angebote/chiemsee/start