Neuer Highline-Weltrekord hoch über Lappland

Vier Deutsche, unter ihnen Friedi Kühne aus Bad Aibling, schaffen  in Schweden neuen Highline-Weltrekord.

Es sind atemberaubende Bilder über einer atemberaubenden Landschaft. Hoch über dem Lapporten-Tal in Nordschweden in der Nähe von Abisko balanciert der Bad Aiblinger Slackliner Friedi Kühne am 6. Juli auf einer kaum sichtbaren Slackine. 2130 Meter lang und 600 Meter über der Erde ist die Highline zwischen zwei Bergen gespannt. So eine lange Highline hat vorher noch nie ein Slackliner sturzfrei begangen. Friedi Kühne hat es geschafft. Eine Stunde und 21 Minuten hat er dafür gebraucht. Ein unglaublicher Kraftakt für Körper und Geist, der neben Kühne auch den drei deutschen Slacklinern Lukas Irmler aus Miesbach, Quirin Herterich aus Altenau und Ruben Langer aus Sachsen dort gelungen ist. Irmler hat die Line als Schnellster sogar in unglaublichen 70 Minuten geschafft. Sie alle haben damit den alten Highline-Weltrekord von Lukas Irmler und Mia Noblet, aufgestellt 2019 im kanadischen Asbestos, um gut 100 Meter überboten und teilen sich jetzt den Titel des amtierenden Weltrekordinhabers.

Zwei Tage harte Aufbauarbeit
Vom Schweden David Sjöstrom organisiert, war allein schon der Aufbau der Highline eine große Herausforderung, für die das Team zwei ganze Tage brauchte. Bereits im letzten Jahr hatten die Slackliner den Spot in Nordschweden gescoutet und für gut befunden. Auch, wenn die Region sehr windanfällig ist und gutes Wetter oft eine Rarität. Doch diesmal hatten sie richtig Glück. „Damals hätten wir niemals gedacht, dass wir eine Woche lang so gutes Wetter haben würden und der hochkomplexe Aufbau so gut klappen würde. Und dass dann noch vier Leute bei besten Bedingungen ‚senden‘ (die Line schaffen, Anm. der Redaktion), hätten wir nie geglaubt. Alle waren vorher eingeschüchtert von der schieren Größe des Spots und dem normalerweise rauen, stürmischen Wetter in Schweden“, erzählt der Aiblinger, der im Hauptberuf Lehrer für Mathe und Englisch ist.

Basejump von der Highline
Dass Friedi Kühne immer wieder mit neuen Weltrekorden, unter anderem auch im Blindflug mit Augenbinde oder Freesolo, sprich ungesichert, in der Slackline-Szene für Aufsehen sorgt, verwundert nicht. Für ihn beginnt das eigentliche Leben erst außerhalb der Komfortzone und Angst ist nicht sein Ding, schreibt der Extremsportler, der jetzt auch das Basejumpen für sich entdeckt hat, auf seiner Homepage (www.friedi-kühne.de). Ein Typ, der nie genug Adrenalin bekommen kann, weshalb er nach der eigentlichen Weltrekord-Begehung noch ein persönliches Highlight obendrauf setzte: seine erste Base-Highline-Erfahrung. Heißt: Er ist mit dem Fallschirm auf dem Rücken und mit einer Leash gesichert zur Mitte der Line gelaufen, hat dann die Sicherung abgelegt und ist ungesichert rund 30 Meter gelaufen. „Ich habe mich dann in exposure (Blick zur Seite) gestellt und mich runterfallen lassen. Bei dieser Höhe gleicht das eher einem Fallschirmsprung, weshalb ich dabei deutlich weniger Angst hatte als die Zuschauer. Ich hatte zwar schon einige Rotationen, aber das Gefühl, ohne Sicherung, aber mit Fallschirm in der Mitte dieser monströsen Highline im schwedischen Nirgendwo zu stehen, war unbeschreiblich“, erzählt der 31jährige. Wer es sehen will, findet den Sprung auf Kühnes Instagram-Profil @friedikuehne. Petra Rapp