Slackliner Julian Mittermaier mit neuem Weltrekord im Guinness-Buch der Rekorde

Mit 678 Metern gelang Julian Mittermaier (24) aus Brannenburg im oberbayerischen Inntal Mitte Mai in China ein neuer Weltrekord im Waterlinen. Belohnt wurde der Rekord mit einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde

Eigentlich bringt Julian Mittermaier so gut wie nichts aus der Ruhe. Im Moment hat er aber ziemlich viel um die Ohren, gesteht er und entschuldigt sich, dass man ihn nur schwer erreicht. Wenn er nicht gerade für die letzten Prüfungen zum Abschluss seines Maschinenbau-Studiums in Regensburg lernt, ist er ständig auf irgendeinem Slackline-Event unterwegs oder mit seinen Kumpels am Planen oder Scouten für eine neue Highline. Er gehört seit Jahren zu den weltbesten Slacklinern und ist gefragt in der Szene – auch wegen seiner unkomplizierten Art, seiner immer positiven Einstellung und der inneren Ruhe, die er ausstrahlt. 

Die hat er wie gesagt eigentlich immer und Balance halten kann er. Und das extrem gut auf der dünnen Slackline, egal wo sie gespannt ist. 2014 hat er bereits einen Highline-Weltrekord in der Schweiz aufgestellt, 2015 mit 343 Metern einen neuen Waterline-Weltrekord, ebenfalls in der Schweiz. 2016 im Herbst dann mit 420 Metern wieder ein neuer Highline-Weltrekord auf einem Nylonband in Bosnien-Herzegowina. Vielleicht gab es zwischendurch noch einen Weltrekord von ihm, so genau weiß er das nicht mehr. Der Sport entwickelt sich so rasant und Rekorde sind ihm auch nicht ganz so wichtig. Für ihn ist der Spaß an der Sache nach wie vor Hauptmotivation. Der neue Weltrekord im Mai dieses Jahres ist ihm aber noch sehr präsent, weil mit dem Eintrag ins berühmte Guinness-Buch der Reokorde dann doch etwas Besonderes. 

„Der Druck war enorm“

Noch gibt es wenige aktive Slackliner in China, umso höheren Showeffekt haben hier entsprechende Veranstaltungen. So auch beim exklusiven Speed-Contest am Wanfo Lake ca. 600 Kilometer westlich von Shanghai, zu dem nur 16 der weltbesten Slackliner eingeladen waren. An den Start gingen jeweils Athleten aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Südamerika und Nordamerika. Nur drei von ihnen durften am Ende zum einmaligen Rekordversuch antreten. Julian Mittermaier und der Rosenheimer Alexander Schulz waren zwei von ihnen. „Ich bin in den letzten Jahren fast ausschließlich auf Highlines unterwegs gewesen, die durch ein zusätzliches Backup und durch eine andere Spannung ein ganz anderes Laufverhalten aufweisen. Sich auf die Lines ohne Backup und mit hohen Spannungen hier einzustellen, war die größte Herausforderung. Außerdem war es schwer für mich, dass bei diesem Event Wert auf die Laufgeschwindigkeit gelegt wurde. Normalerweise genieße ich die Zeit, die ich auf der Line verbringen darf und laufe dementsprechend langsam.“

Als Zweiter gegen die Uhr auf die Line
Am meisten gekämpft hat er dann bei dem Rekordversuch selbst. Die Reihenfolge wurde ausgelost. Wer als Erster der Drei den Rekord schafft, hat ihn, so das Reglement. Nachdem der Franzose Pablo Signoret scheiterte, war Julian Mittermaier als Zweiter dran. „Im Training konnte ich die Line nur mit Wind laufen, was sie stabilisiert und somit erheblich leichter macht. Der Rekordversuch war allerdings zu einer Tageszeit ohne Wind, was uns erhebliche Probleme machte“, erklärt Julian, dem der große Druck, für den Rekord die Line auf den ersten Versuch laufen zu müssen doch sehr zu schaffen machte. „Die Organisatoren waren natürlich dann am Ende mega glücklich, dass der Rekord geklappt hat. Ich natürlich auch“, so der Brannenburger. Alexander Schulz als Dritter der Auslosung hatte folglich Pech und durfte nicht mehr antreten. Gefeiert wurde der Weltrekord aber trotzdem gemeinsam mit einer gebührenden Aftershowparty. 

Ob Waterlinen jetzt zu seiner neuen Lieblingsdisziplin wird? „Nein, das ist nach wie vor das Highlinen, hier planen wir auch schon wieder ein paar neue, spannende Projekte. Wobei eine Waterline bei 30+°C in China aber nicht zu verachten ist“, meint er. Petra Rapp

Fotos: Quentin Sixdeniers