Neuer Waterline-Weltrekord - Brannenburger Slackliner Julian Mittermaier schafft in der Schweiz 343 Meter über Wasser

Die oberbayerischen Slackliner sorgen weiter weltweit für Furore. Im August 2014 gelang Julian Mittermaier (22) am Lac de Mauvoisin im Wallis in der Schweiz mit 224 Metern ein neuer Highline-Weltrekord. Jetzt, gut ein Jahr später, sorgt der Brannenburger Slackliner erneut mit einem neuen Weltrekord für Schlagzeilen. Diesmal spazierte Julian auf dem dünnen Band so weit über das Wasser, wie noch keiner vor ihm. Er schraubte den bisherigen Waterline-Weltrekord des Rosenheimers Alexander Schulz (327 Meter) Anfang September am Caumasee bei Flims in der Schweiz auf 343 Meter.

Irgendwie passt Julian Mittermaier so gar nicht in diese laute Zeit. Nur auf intensiveres Nachfragen erfährt man von ihm, dass er mit 180 Metern immer noch den Highline-Weltrekord auf Nylon hält, gerade mal wieder einen neuen Weltrekord geschafft und als erster Mensch 343 Meter auf einer Waterline gemeistert hat. Große Selbstdarstellung oder Eigenvermarktung ist nicht sein Ding, obwohl Slacklinen inzwischen ziemlich angesagt ist, immer kommerzieller wird und er inzwischen aus sportlicher Sicht weltweit zu den ganz Großen in der Szene gehört. Slacklinen ist für den extrem talentierten Inntaler, der in Regensburg Maschinenbau studiert, vor allem Spaß, sportliche Herausforderung und das Zusammensein mit gleichgesinnten Freunden. Und er will, dass das im Großen und Ganzen auch so authentisch für ihn bleibt. Auch, wenn ihn die Medien immer wieder mal ins Rampenlicht rücken werden, sollte ihm in Zukunft erneut der eine oder andere neue Rekord gelingen. „Da muss ich halt dann durch und für meine Sponsoren ist es ja gut“, meint er augenzwinkernd. Irgendwie ziemlich sympathisch, der Kerl!

Sein neuer Waterline-Weltrekord kam nicht ganz überraschend. Anfang September trafen sich rund 80 begeisterte Slackliner in der Schweiz zur jährlichen Transalp Waterline Tour. Dort waren zehn bis fünfzehn Slacklines, erst über dem See in Les Iles bei Sion und danach über dem Caumasee in Flims, aufgebaut. Es lag schon in der Luft, dass hier neue sportliche Grenzen ausgelotet werden und alle Augen waren auf die zwei Deutschen Julian Mittermaier und Alexander Schulz (24) gerichtet. Schulz hielt bisher den Waterline-Rekord von 327 Metern und wollte diesen verteidigen. Am letzten Tag der Transalp Waterline Tour schaffte es aber Julian Mittermaier, bei starkem Wind die 343 Meter auf dem dünnen Kunststoffband aus Dyneema, einem sehr leichten Hightech-Material mit wenig Dehnung, zu gehen. „Ich bin am Anfang erst ein paar Mal gefallen, um mich an die Line zu gewöhnen“, sagt er. „Danach ist es relativ gut gegangen.“ Mittermaier brauchte gute 40 Minuten für die Überquerung. Auf der anderen Seite angekommen, setzte er sich auf die Line, atmete durch und ging sie ziemlich entspannt ohne Sturz wieder zurück. Er sprach dabei mit den Zuschauern auf einer schwimmenden Insel und winkte den Tretbootfahrern zu. Alles sah unglaublich einfach aus. Doch jeder, der schon einmal einen Selbstversuch auf der Slackline gemacht hat, weiß, dass es alles andere als das ist. Jeder Muskel im Körper ist angespannt und vollste Konzentration angesagt, um den Tanz auf dem 2,5 Zentimeter breiten Band sturzfrei zu meistern. Zudem ist das Slacklinen über Wasser besonders anspruchsvoll. Thomas Buckingham, Präsident von Swiss Slackline, erklärt: „Eine Line über dem Wasser ist deshalb so viel schwieriger, weil der bewegte Untergrund das Auge und somit das Gleichgewicht beeinträchtigt. Die gleiche Distanz über Boden zu gehen, ist um einiges leichter.“ 

Sportlich ehrgeizig ist Julian Mittermaier und gefreut hat ihn der neue Rekord deshalb schon auch, aber Ziel der Reise in die Schweiz war ein anderes: „Ich wusste ja gar nicht, welche Lines und Distanzen dort aufgebaut werden“, erklärt er. „Ich hatte einfach Lust auf eine schöne Woche mit tollen Leuten und Waterlines.“ Petra Rapp