Bikepark Samerberg: Ein Projekt mit Hindernissen

P. Brodschelm, Foto Rapp
Peter Brodschelm lebt seine Träume. Viele davon haben mit zwei Rädern zu tun. Der 41jährige Samerberger war früher Radbundesligist und er ist ein Mountainbiker der ersten Stunde. 75 Transalps ist er in den letzten 13 Jahren gefahren. In seinem Ausdauersport hat er gelernt zu kämpfen. Nicht aufzugeben, wenn der Weg hart wird, oder immer neue, völlig unvorhersehbare Hindernisse auftauchen. Mit der Eröffnung des Bikeparks Samerberg hat sich zwar einer seiner Träume erfüllt, doch die damit verbundenen Hindernisse sind wohl noch länger nicht überwunden.

Über zwei Kilometer und 220 Höhenmeter führt die neue Freeride-Strecke am Samerberg, die von Rosenheims Landrat Josef Neiderhell am 7. Mai eröffnet wurde, hinab ins Tal. In unterschiedlichen Routen locken jetzt dort ab der Mittelstation der Hochriesbahn je nach Fahrkönnen flowige Northshore-Abschnitte, Singletrails und 18 Jumps. Die Begeisterung unter den Bikern ist groß, schon die Tage vor der Eröffnung war der Park sehr gut besucht und auch das Gros der Einheimischen scheint hinter dem Projekt zu stehen, wie die tatkräftige Beteiligung am Bau und an der Eröffnungsfeier zeigte.
Foto: Bikepark
Die Idee, am Samerberg einen derartigen Bikepark zu errichten, kam Peter Brodschelm vor gut zwei Jahren mit der Übernahme der Hochriesbahn durch die Gemeinde Samerberg und der DAV Sektion Rosenheim. Mit dem damaligen Berater der Hochriesbahn GmbH, Rudl Bürger, war sich Brodschelm schnell einig, beide wollten hier am Samerberg zusammen mit der Gemeinde etwas bewegen, etwas für die Jugend tun und den Tourismus, eines der wichtigsten Standbeine der Gemeinde, und damit auch die Hochriesbahn wiederbeleben. Um so einen Park zu bauen und später auch zu betreiben, ist Geld notwendig. „Von der Hochriesbahn wurden mir die volle Unterstützung, die Nutzung von diversen Werbeflächen sowie eine Verdienstbeteiligung an den Lifttickets zugesichert“. Brodschelm fand Sponsoren, unter anderem auch die Firma Craft (Sitz in Oberaudorf), dessen Geschäftsführer Holger Hoffmann im Inntal aufgewachsen und selbst begeisterter Bergsportler und Biker ist. Brodschelm überzeugte Gemeinderat und Grundanlieger sowie die Naturschutzbehörde im Landratsamt und entwickelte zusammen mit der Bergwacht ein Sicherheitskonzept, um bestehende Konflikte an der Hochriesbahn, wo sich Wanderer, Biker und Alm-Wirte/Lieferanten die schmale Straße von der Mittelstation ins Tal teilen mussten, auszuräumen.

„Der neue Bikepark wird zu einer der Attraktionen der Region werden. Es ist ein Freizeitangebot, das der Jugend hier endlich eine Perspektive gibt und sie in die Natur lockt“, war sich Brodschelm von Anfang an sicher. „Was ich in den vergangenen Monaten beobachten konnte, hat mich total umgehauen: Die vielen ehrenamtlichen Jugendlichen waren mit Herz und Seele bei der Sache.“ Er hat bereits zahlreiche Anfragen von sozialen Projekten wie „Keine Macht den Drogen“ oder der Arbeiterwohlfahrt, die hier Camps für gefährdete Jugendliche abhalten wollen. Projekte, die Brodschelm sehr gerne mit dem Bikepark als Träger realisieren würde, wenn er die Mittel dafür hätte. Sein Problem: Die jetzige DAV Sektionsleitung wollte sich nach seiner Aussage von Anfang an nicht an die vorher vereinbarten Abmachungen halten. „Sie haben mir immer wieder Steine in den Weg gelegt, verweigern mir entsprechende Werbeflächennutzung, die für neue Sponsoren wichtig wären und gefährden mit einer für mich unakzeptablen Preispolitik in Sachen Lifttickets das ganze Projekt“, erklärt Brodschelm. „Die Hochriesbahn bietet derzeit den Bikern für die Nutzung des Sesselliftes, die sie zur Mittelstation und damit zum Start des Bikeparks bringt, eine 10er-Karte für 13 Euro. Daran verdiene ich überhaupt nichts und kann auf Dauer die Kosten für die Instandhaltung nicht decken.“

Neben dem Projekt Bikepark zeichnete das Team um Peter Brodschelm zudem im vergangenen Jahr ein Tourennetz im und um das Gemeindegebiet mit GPS auf. Ausgearbeitet wurden so 15 verschiedene Touren, die in nächster Zukunft noch beschildert werden sollen. Zwei dieser auch über seine Firma „Fahrtwind“ buchbaren Touren der so genannten „Bikearena Samerberg“ starten am Gipfel der Hochriesbahn. Vor kurzem erfuhr Brodschelm, dass die Hochries-Gondelbahn ab sofort keine Biker mehr zum Gipfel transportiert. 

Während die Biker derzeit viel Spaß im neuen Park haben, scheint sich der Konflikt, der seit zwei Wochen in der Tagespresse wie auch online (z.B. unter www.wir-samerberger.de) rege diskutiert wird, weiter zuzuspitzen. Mehr Infos zum Bikepark gibt es unter www.bikepark-samerberg.de. Petra Rapp