Auf die Schlitten…

Foto: TVB Wilder Kaiser
Rodeln ist wieder in und kaum eine Gegend bietet so viele schöne Rodelstrecken wie der Landkreis Rosenheim.

Die Wiesen mit leichtem Gefälle sind zuerst dran. Kaum mit winterlichem Weiß angezuckert, holen die Kinder ihre Plastikrutscherl oder Bobs raus und schon geht‘s los. Egal, ob im Stadtpark, am Dorfhang oder am Berghügel. Gefahren wird solange, bis der Hosenboden durchnässt, der wenige Schnee sich in Dreck verwandelt hat oder die Füße und Finger kalt gefroren sind. Kommt dann ein heftiger Wintereinbruch wie vergangene Woche, so dass auch die Berg- und Almwege von einer dicken, tragenden Schneeschicht bedeckt sind, dann geht der Rodelspaß richtig los.
Rodeln ist wieder „in“. Und ein Sport mit viel Tradition. Neben dem wettkampfmäßigen Rodeln in der Rodelbahn, wo die Deutschen zu den erfolgreichsten Nationen überhaupt zählen – die deutschen Damen haben seit 13 Jahren im Weltcup nicht mehr verloren -, ist Rodeln vor allem aber auch ein sehr preisgünstiger Freizeitsport, der in fast jedem Alter - allein, zu zweit, mit der Familie oder der Clique - angesagt ist. Tagsüber oder auch abends mit Stirnlampe durch eine tiefverschneite Winterlandschaft hinauf zu einer Hütte gehen, dann gemütlich einkehren und später die Abfahrt auf dem Schlitten hinunter ins Tal genießen: Da baut sich unglaublich viel Alltagsstress ab und Bewegung an der frischen Luft tut immer gut. Vorausgesetzt, man beachtet ein paar grundlegende Dinge. Erstens sollte die Bekleidung warm und funktionell, sprich wasser- und winddicht sowie atmungsaktiv sein. Bei einer längeren Tour empfiehlt sich immer auch Wechselwäsche dabei zu haben, weil so mancher Aufstieg doch sehr schweißtreibend sein kann. Die Schuhe sollten ebenfalls warm, extrem rutschfest und wasserdicht sein. Auch sogenannte Grödel als Steighilfen für die Schuhe und Gamaschen sind je nach Verhältnissen oft sehr nützlich. Wer sich gegen den leider immer wieder vorkommenden Schlittenklau vor der Hütte schützen will, sollte ein Fahrradschloss mitnehmen. Angenehm für die Abfahrt: Bei kalten Temperaturen ein Gesichtsschutz und bei sehr schneereichen Verhältnissen auch eine Skibrille.
Wie viel Spaß die Abfahrt dann wirklich macht, hängt sehr viel vom Schlitten ab. Schlitten gibt es, abgesehen von den vielerlei Plastikbobs für die Kinder, in den unterschiedlichsten Ausführungen. Was die dämpfenden Eigenschaften anbelangt, ist im erschwinglichen Preissegment der Holzschlitten ganz vorne mit dabei. Der Allzeit-Klassiker ist auch als „Davoser Schlitten“ bekannt. Das Holzmodell fängt Bodenunebenheiten gut ab – das schont Wirbelsäule und Gelenke. Es gibt aber auch viele Modelle aus Kunststoff, die komfortabel gepolstert sind oder spezielle Federelemente enthalten. Schlitten aus Aluminium, Modelle auf Luftkissen-Basis oder anderen modernen Materialien: Für erwachsene Schlitten-Freaks kann sich die Anschaffung eines so hochwertigen Modells lohnen. Eine gute Orientierung bei der Auswahl geben das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) oder das Oktagon von TÜV SÜD. Diese Zeichen signalisieren, dass die Schlitten im Labor umfassend geprüft wurden. Eine wichtige Frage zum Holz-Klassiker: Sind die Kufen noch fit oder brauchen sie vor der ersten Tour einen neuen Schliff? Das kann man im Fachgeschäft erledigen lassen – oder mit Schleifpapier und Schleifpaste selbst ans Werk gehen.
Passt die Ausrüstung - für Kinder wie auch für wagemutige Erwachsene macht durchaus auch ein Helm Sinn - kann’s schon losgehen. Bergab kommt jeder, auch ohne viel Technik. Ganz ungefährlich ist Rodeln allerdings nicht und die Geschwindigkeit sollte jeder immer unter Kontrolle haben. Allein im letzten Winter musste die Bergwacht Bayern bei 221 Rodelunfällen ausrücken. Auch, wenn Rodelbahnen extra geräumt und regelmäßig präpariert werden, sollte man sich immer bewusst sein: Rodeln erfolgt immer auf eigene Gefahr und Vorsicht wie Rücksicht ist immer geboten! Petra Rapp

Streckentipps:
Brannenburg/Schlipfgrubalm (854 m):
Eine leichte Tour, ideal auch mit Kindern. 1,7 Kilometer Länge, 190 Meter Höhenunterschied. Auffahrt in Brannenburg, Richtung Posterholungsheim, dann vorbei bis zum Parkplatz. Infos: www.brannenburg.de oder Telefon Schlipfgrubalm: 08034/2983.

Flintsbach/Hohe Asten (1104 m):
Eine mittelschwere Tour hinauf zum höchstgelegenen, ganzjährig bewohnten Bauernhof Deutschlands. 4,3 Kilometer Länge und 620 Metern Höhenunterschied. Unterschätzen darf man die Abfahrt nicht. Vor allem ab dem Petersberg ist die Strecke steil und oft eisig. Parken im Petersbergweg in Flintsbach. Infos unter www.flintsbach.de

Oberaudorf/Hocheck (790 m):
Drei Kilometer lange, präparierte Rodelbahn. Wer die 300 Höhenmeter nicht zu Fuß hinauf gehen will, kann auch die Sesselbahn benutzen. Start ist am Berggasthof Hocheck, der auch einen Rodelverleih anbietet. Parken an der Hocheck-Sesselbahn. Infos unter www.oberaudorf.de.

Samerberg/Doaglalm (980m):
Wer eine genussreiche Familientour sucht, findet sie hier unterhalb der Hochries: 230 Höhenmeter Aufstieg vom Parkplatz Spatenau, eine gemütliche Hütte, eine schöne, zwei Kilometer lange Abfahrt mit wenigen Flachstellen. Infos unter www.samerberg.de

Frasdorf / Frasdorfer Hütte:
Nur ein Katzensprung ist es von der Autobahnausfahrt bis zum Beginn der vier Kilometer langen Rodelbahn zur Frasdorfer Hütte unterhalb der Hochries. 320 Höhenmeter und eine abwechslungsreiche, familientaugliche Abfahrt mit vielen Kurven im oberen Teil. Infos unter www.frasdorf.com