Outdoor-Trend Slackline: Balanceakt für Körper und Geist



Sie wollen wissen, ob der Restalkohol der letzten Oktoberfestmaß in Ihrem Blut wirklich schon komplett abgebaut ist? Dann schwingen Sie sich mal rauf auf eine dieser bunten Slacklines, die jetzt in so vielen Parks und Gärten zwischen zwei Bäumen gespannt sind. Wer es noch nie gemacht hat und über kein wirklich außergewöhnliches Bewegungstalent verfügt, wird anfangs nicht weit kommen. Der Online-Tanz auf dem bunten Kunstfaserband ist bei den meisten Anfängern – auch ohne Alkohol im Blut - spätestens nach zwei, drei Schritten vor erst zu Ende. Was dann kommt? Fast alle, die einmal drauf standen, packt der Ehrgeiz – und das Ehrgefühl. Kann doch nicht so schwer sein! Sieht so kinderleicht aus bei den Youngstern, die die Seillängen vorwärts und rückwärts hin- und hergehen, zum Teil mit Sprungvarianten oder gar Salto rückwärts. Das muss ja nicht gleich sein. Auch keine dieser Highlines, die die waghalsigsten Protagonisten dieser jungen Sportart über tiefe Schluchten oder ausgesetzte Felstürme wie an der Eiger Nordwand oder auf 4554 Metern Höhe an der italienischen Capanna Regina Margherita spannen. Die in Bodennähe gespannte, zehn Meter Seillänge einmal sicher zu schaffen, ist vorerst Herausforderung genug. Also nicht verkrampfen, sondern immer schön locker bleiben und üben. Schritt für Schritt.

Die ersten Gehversuche auf einer Slackline, das übersetzt sinnigerweise „lockeres Band“ bedeutet, machten in den 60er Jahren Kletterer im kalifornischen Yosemite Valley. Zum Zeitvertreib während der Kletterpausen. Es dauerte eine Weile, bis der Seiltanz auch in Europa so richtig Fuß fasste. Jetzt boomt es auch hierzulande. Für Kletterer, aber auch für Skifahrer und viele andere Sportler, deren Sportart eine hohe Körperbeherrschung und viel Gleichgewichtsgefühl voraussetzt, ist Slacklinen heute fester Bestandteil im regelmäßigen Trainingsprogramm. Die Schritte „on line“ sind aber nicht nur für Leistungssportler, sondern für jeden – Kinder wie Erwachsene - eine gute und relativ einfache Methode, mit wenig Aufwand Kraft, Koordination und Konzentration zu trainieren. Für Anfänger gilt: Je breiter das Band und je straffer gespannt, umso einfacher ist es, sich oben zu halten. Neben der Slackline, die heute als praktisches Set in verschiedenen Längen inklusive Spannsystem, Baumschutz und Fixpunktbefestigung angeboten wird, braucht man nur zwei Bäume oder zwei feste Verankerungen zum Fixieren des Bandes. Dann kann es losgehen. Ohne Schuhe hat man mehr Gefühl und mit der stützenden Hand eines Helfers zum Festhalten fällt der Einstieg auf dem gespannten Band leichter. Dann heißt es loslassen und Spaß finden an diesem modernen Seiltanz, der den Wiesn geschädigten Körper und Geist mit jedem Schritt wieder ins Gleichgewicht bringt. Petra Rapp